Ich habe mich zwei Stunden vorbereitet. Mich gebadet, sorgfältig ein Kleid ausgewählt, nach schönen Strümpfen gesucht. Ich habe mir Mühe gegeben meine Haare zu föhnen, normalerweise halte ich mich mit so etwas nicht auf. Ich habe etwas MakeUp aufgelegt, meine Nägel lackiert. Ich bin bereit und meine Illusion ist intakt.
Du öffnest mir die Tür. Ich trete über die Schwelle und bin fünf Jahre zurück versetzt. Als noch alles in der Schwebe war, die Träume noch nicht aufgeweckt, das Leben dennoch in einer Zwischenwelt. Noch nicht ganz entpuppt.
Du wohnst in einer WG, im Vorbeigehen schaue ich in die Küche. Leere Getränkeflaschen, dreckige Töpfe, alte Pizzaschachteln. Wir stehen vor deinem Zimmer. Der Flachbildschirm des Fernsehers dekoriert die kahle Wand. ProSieben, Du schaltest auf stumm. Darunter die Kommode, offene Schubladen, ich weiß jetzt was du drunter trägst.
Das Bett ist zerwühlt, bist Du gerade erst aufgestanden? Dein Atem riecht danach. Du bietest mir an mich zu setzen. Es gibt nur das Bett, im Hintergrund flackert das Fernsehbild. In der Wohnung ist es still. Die Krümel auf deinem Laken bohren sich durch den Stoff meines Kleides und die zarten Strümpfe. Die Luft ist abgestanden, dein Blick wandert immer wieder von mir weg zum Fernsehbild. Du hast nichts zu erzählen, ich habe dir nichts zu sagen. Du bietest mir Wasser an, aus der Flasche neben deinem Bett.
Meine Starre taut, ich muss gehen. Drei Stunden für dich. Schal, wie das Wasser, was du mir angeboten hast.
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