Wie soll ich ein ganzes Jahr Leben beschreiben? Ein Jahr Gefühle, Entwicklungen, Einsichten? Ich möchte dieses Jahr verabschieden, in den Ehren, die es mir beschert hat. Ihm für die Chancen und Möglichkeiten danken, die Schmerzen betrauern, die es mir zugefügt hat und das Glück feiern, das mir beschert war.
Die Inspiration für diesen Text kam dann schließlich durch einen wunderbaren Impuls von Hanna. Sie eröffnete eine Dankbarkeitschallenge und schrieb jeden Tag drei Dinge auf, für die sie dankbar war. Und so will ich mein Jahr aus der Perspektive der Dankbarkeit betrachten. Eine Perspektive, die, wenn wir von ihr lesen, ein leichtes Erinnern in uns weckt. Und bei der es uns doch so schwerfällt, sie ganz unbewusst zu spüren: die Dankbarkeit. Sie löst eine Schwingung aus in uns. Diese Schwingung hat die Kraft die Zufriedenheit in Gang zu setzen, das Wohlsein, die Ausgeglichenheit und Ruhe. Und das leise glucksende Glück, das in uns aufsteigt. Wie ein Surfer auf der Dankbarkeit reitet, sich zu einem herzhaften Lachen hochpeitschen lässt und dann erschöpft und froh an Land gespült wird.
Der kleine Alltag in einem Jahr Leben:
Zufriedenheit
In diesem Jahr hatte ich es tatsächlich gewagt, Vorsätze zu fassen. Gute Vorsätze, die mir schon beim Gedanken Freude machten und an denen mir wirklich gelegen war, sie wahr werden zu lassen. Ich wollte Freunde besuchen – die zwar in Gedanken meine Begleiter waren, die ich aber in den vergangenen Jahren viel zu selten gesehen habe. Ich bin viel gereist in diesem Jahr: Hamburg, München, Darmstadt, Wolfsburg, Stuttgart, Heilbronn, Tübingen, Turin. An jedem Ort erwartete mich eine gute Zeit, Zufriedenheit, Glück und Menschen, die mir wichtig sind. Und ein kleines Stück von meinem Ich, was in und mit all diesen Freunden wächst und gedeiht.
Vorankommen
Im Hunsrück begann die Wanderlust und hier entstand mein Vorsatz in diesem Jahr noch viel mehr Strecke zu machen. Mit diesem Vorsatz im Gepäck entdeckte ich nicht nur meine neue Heimat und Umgebung, sondern auch eine neue Freundschaft: Rhythmus, Gespräch, Schweigen, Streckenlänge, Herausforderung und Belohnung – mit keinem läuft es sich so gut, wie mit diesem besonderen Menschen. Vollgesogen mit Glück und Inspiration bin ich heimgekehrt von Sieg, Siebengebirge, Ahr, Eifel und dem Sauerland. Und nichts hat mich mehr motiviert auf Santorini meinen inneren Schweinehund auf einem kargen Berg zurück zu lassen.
Erschaffen
Dass Dinge Zeit brauchen um zu reifen und um verstanden zu werden, das habe ich in diesem Jahr gelernt. Ich habe Sinn gefunden in meinem Beruf und mit diesem Projekte entstehen lassen, die mich erfüllen. Ich habe Menschen gefunden, mit denen ich etwas bewegen kann, ich habe eigene Ideen nicht verworfen, sondern umgesetzt. Und deren Früchte geerntet, bis es mich einmal zu Tränen gerührt hat. Und ich habe mich so sehr gelangweilt, dass ich große Lust hatte, etwas zu verändern. Und das habe ich getan.
Veränderung
Langeweile kann beides: Frustrieren und Beflügeln. Letzteres vielleicht durch den Vorsatz mein Leben nicht zu verschwenden, sondern auszukosten. Die Langeweile ließ mir die Freiheit, die Augen offen zu halten für eine Chance. Und als sie da war, da griff ich zu und ließ erst wieder los, als die Chance ein neuer Impuls für mich geworden war: Und so werde ich im nächsten Jahr zwei Monate in Kopenhagen leben und arbeiten. Und neben Dänisch spreche ich nun auch ein bisschen Spanisch. Warum? Aus Langeweile und aus Neugier. Und es ist grandios.
Abschied
Doch Veränderung kann auch schmerzhaft sein, wenn sie einen dann erwischt, wenn man noch nicht bereit für den nächsten Schritt ist. Ein wichtiger Freund verschwand Stück für Stück und er und ich sahen fassungs- und hilflos dabei zu. Es tut noch immer weh, dass diese Zeit, so wie sie war, vorbei ist. Und doch bin ich dankbar dafür, dass ich in diesem Verlust nicht nur neue Freundschaften gefunden habe, sondern auch den Mut und die Freude daran meinen eigenen Weg weiter zu gehen. Nein, das war nichts, was ich freiwillig getan hätte – aber am Ende ist es gut wie es ist. Und das wird uns irgendwann wieder zueinander bringen. Weil diese Freundschaft etwas Besonderes war und vielleicht ist.
Stabilität
Gleichzeitig durfte eine andere Freundschaft wachsen. Gemeinsam haben wir uns durch die Kölner Küchen geschlemmt, durch die Kölner Erde gegraben und Ideen gesponnen, die uns beide beflügeln. Und ich genieße jeden Moment in dieser Freundschaft, jede Facette, die mir beim näheren Betrachten so vertraut vorkommt.
Meilenstein
Dieses Jahr eröffnet für mich auch ein neues Jahrzehnt in meinem Leben. Nicht ganz unriskant – könnte dieses Jahrzehnt doch die Kraft haben, noch einmal alles zu verändern. Oder nichts. Hier wären ein paar Vorsätze vielleicht angebracht, die Glück verheißen. Mehr in kindliche Freude einzutauchen, zum Beispiel. Also nach Herzenslust impulsiv zu sein, Dinge zu tun, die mir einen riesen Spaß bereiten. Warum auch zögern? In diesem Jahrzehnt habe ich die Unabhängigkeit und den Mut genau das zu tun und die Stärke und Weisheit wieder aufzustehen, wenn ich es einmal übertrieben habe. Und immer noch die Jugend, mir die kleinen Fehler im großen Wurf zu verzeihen. Sie zeigen mir, dass ich in die richtige Richtung ziele und spornen mich an, es weiter zu versuchen einen Treffer zu landen.
Und wie war Euer Jahr? Wofür seid ihr dankbar und welche Vorsätze solltet ihr dringend wiederholen, weil sie Euch einfach ein wunderbares Jahr beschert haben?
Zurückblicken für die Dinge, für die man dankbar war/ist, ist definitiv ein besserer Ansatz als „nächstes Jahr wird alles besser“. Ich bin dankbar für die Erkenntnis, dass Job, Karriere und Geld Freunde und Freizeit nicht ersetzen. Unter diesem Stern wird auch mein nächstes Jahr stehen. Begegnungen mit bereichernden und inspirierenden Menschen, Reisen und gutes Essen. Am liebsten alles zusammen in Kopenhagen 🙂 und ja, in den Dreißigern wird noch viel Neues und nachhaltig Veränderndes auf dich warten. Da bin ich mir sicher!
Ja, für Kopenhagen ist das ein sehr guter Plan – und ich bin schon ganz gespannt wie das Jahr jeweils für uns wird 🙂
Liebe Anna,
Wie schön, wieder etwas von Dir zu lesen. Du hast ganz Recht, Dankbarkeit ist ein schönes Gefühl. Mich macht sie immer ganz sprachlos und demütig im besten Sinne. Schade, dass viele Menschen so wenig dankbar sind, obwohl sie allen Grund dazu hätten. Vieles nimmt man viel zu selbstverständlich. Dankbarkeit könnte das Motto meines vergangenen Jahres sein. Ich habe etwas gewagt, wovon ich lange glaubte, es nicht wagen zu können. Ich/wir sind so reich belohnt worden! Ich wünsche mir, dass ich im neuen Jahr noch viele so schöne und inspirierende Texte von Dir lesen darf. Alles Liebe & viele Grüße aus der Heimat, Isa