Bewegung hat etwas Energisches: Energie treibt uns an, treibt uns fort, lässt uns Strecke machen. Doch was passiert mit dieser Energie, wenn wir uns dieser Bewegung entziehen? Wenn wir still stehen, entschleunigen und zur Ruhe kommen?
Ich folge im Alltag meist der gleichen Bewegungsenergie: Aufstehen, zur Arbeit gehen, bisschen Sport, bisschen Freizeit. Ab und an ein Highlight mit Freunden, ein Gespräch welches Geist und Körper gleichermaßen anregt, ein Erlebnis. Aber doch häufiger als gewollt der gleiche Trott. Ein getakteter Tag, Abläufe die mein Zuhause sind, denen ich bisweilen blind und wie in Trance folge. Ein Urlaub ist da eine gewollte, ersehnte Auszeit: Eine Abwechslung, ein Substitut für meinen Alltag. Hoch willkommen, wenn mich Alltägliches mich selbst vergessen lässt, ich mich weniger spüre in den immer gleichen Abläufen oder ich mich neu kennenlernen will. Not macht erfinderisch, macht Einsamkeit offener?
Im letzten Jahr war es teils Not, teils Wunsch alleine weg zu fahren. Es war keine durchweg gute Erfahrung, aber unterm Strich war ich erholter und mehr bei mir, als in anderen Urlauben. Aber auch einsamer. In diesem Jahr war es eine sehr bewusste Entscheidung alleine zu urlauben. Keine Lust auf Kompromisse, eine Neugier darauf, was mich wohl erwarten wird, eine Begierde darauf das Schicksal herauszufordern und mich voller Wucht in die Arme des Zufalls zu werfen. Der Plan war, in mir zur Ruhe zu kommen, mich wieder zu spüren, all die Erlebnisse der vergangenen Monate zu sortieren, Wunden heilen zu lassen und Heilsames in meine Seele wachsen zu lassen. Womit ich nicht gerechnet hätte: Stillstand. Leere. Neutralität.
Ich bremste ab und meine Antriebsenergie kam abrupt zum Halt. Kein angenehmes Gefühl – ich bin es nicht gewohnt mich treiben zu lassen. Ich will meine Energie kanalisieren…und wenn es in einer kontrollierten Entschleunigung ist. Das von mir beschworene Schicksal sah etwas anderes für mich vor. Ich trieb auf einer stillen Leere. Um mich herum rauschte das Leben – in mir war die Sehnsucht nach einem Sinn. Der entzog sich mir. Ich blickte ins Nichts. Kein schlechtes und kein gutes Nichts. Ein neutrales Nichts. Ein Nichts ohne oben und unten, ohne Anfang und ohne Ende ohne erfüllte oder enttäuschte Erwartungen. Ein ungewohntes Nichts. Kein Eingang und auch kein Ausgang. Ein Nichts in dem es weder Einsamkeit gibt, noch Gesellschaft. Ein Vakuum, eine Schwerelosigkeit ohne Energie. Ich treibe, trudele, dümpele im Stillstand. Und langsam, sehr langsam spüre ich, dass das Entspannung sein könnte. Sich im Nichts zu verlieren. Noch versuche ich zu analysieren, zu verstehen. Und dann taucht ein Begriff aus dem Nichts auf: Nirvana.
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