Diese Dame und ihre dazugehörige Geschichte begegnete mir bereits im Sommer. Es war ein brüllend heißer Vormittag und ich flüchtete mich in den einzig logischen Ort: Ein Eiscafe am Zülpicher Platz. Natürlich hatte ganz Köln dieselbe Idee, so dass kein Plätzchen mehr frei war. Nein halt…an einem winzigen Tisch nahe der Straße saß eine ältere Dame und neben ihr war noch ein Plätzchen frei. Ich drängte ihr meine charmante Gesellschaft auf und ließ mich neben ihr nieder. Wie das so ist in Köln, kamen wir nach ein paar Sekunden in ein vertrauliches Gespräch: Die Dame geht auf die 85 zu, kommt seit mehreren Jahren jeden Spätvormittag ins Eiscafe und nimmt dort Bruschetta als Mittagsimbiss zu sich. Ab und an gesellen sich ihre Freundinnen dazu, die sie schon ewig kennt (will heißen, seit ihrer Jugend). Soweit, so banal. Ich weiß nicht wie wir den Dreh hinbekommen haben, aber natürlich kreiste das Gespräch ziemlich schnell um Männer.
Die Dame ist seit 65 Jahren verheiratet – und hat davor nie was anbrennen lassen, wie sie mir versicherte. Schießlich ist sie ein waschechtes Kölsches Mädsche. Es war auch nicht ihr Plan so früh zu heiraten und es überhaupt so lange zu bleiben – aber so ist das eben mit der großen Liebe: Die wirft mal eben alles über den Haufen. Alles fing an mit einem Tanzabend im damaligen Kolpinghaus. Da kam so ein ungelenker Mann recht forsch auf sie zu und forderte zum Tanz: Es stellte sich heraus, dass der Mann nicht so ungelenk war, wie vorher angenommen. Man verliebte sich, so einfach war das damals noch. Heutzutage muss unser eins die Männer mit Bier von der Theke weglocken, ihnen mühsam ein paar Moves aus den Hüften kitzeln, um dann unverrichteter Dinge wieder nach Hause zu fahren. Andere Geschichte. So…die beiden verliebten sich also. Es gab nur ein Problem: Er kam nicht aus Köln. Lebte nicht in Köln. Arbeitete nicht in Köln. Sondern in Norddeutschland. Meine Dame wiederum wollte Köln niemals verlassen, schon gar nicht für einen Mann. Wie ungebührlich. So kompliziert war das damals. Aber die große Liebe, die kann ja bekanntlich Berge versetzen. Und so zog der norddeutsche Mann in die Domstadt und suchte sich vor Ort nen neuen Job. Revolutionär. Die beiden bekamen dann 7 Kinder und noch einmal mindestens doppelt so viele Enkelkinder. Sie sehen sich nach wie vor jeden Tag: Wenn sie ihn im Melatenfriedhof besucht, nach ihrem Mittagsimbiss im Eiscafe.
Herzlichen Glückwunsch zum eigenen Blog!
Deine ersten Beiträge sind sehr erfrischend und machen Lust auf mehr.
anrührend:-)