Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte mal mit Körper und Seele erschöpft war. Nicht ausgelaugt, sondern wohlig erschöpft durch gefordert sein. Wie nach einem langen Marsch durch blühende Landschaften. All die Energie, die Gedanken und Kraft, die ich zu geben habe, die ich investieren will um sie Früchte tragen zu sehen – die will abgerufen, investiert und eingesetzt werden.
Wir brauchen das Gefühl ab und an über unsere Grenzen zu gehen. Zu spüren, wann man leer ist und nichts mehr geben kann, weil schon alles gegeben wurde. In diesem leeren Nichts müssen wir uns Zeit nehmen, kurz zu verweilen. Uns nachspüren, wie wir uns anfühlen, wenn wir uns kaum noch spüren. Wenn das Notaggregat anspringt, um uns noch ein bisschen weiter funktionieren zu lassen, dann müssen wir mit hellwachen Augen uns sehen. Denn in diesem Nichts finden wir alles. Unsere Grenzen, unsere Seele und die Zutaten für ein Leben, in dem wir uns wohlfühlen. Die Kunst besteht darin, genau an diesem Punkt nicht auf das Notaggregat zu vertrauen, sondern umzudrehen. Im Nichts auf alles zu hören, was uns ausmacht. Darauf zu vertrauen, dass wir in der Erschöpfung Kraft schöpfen. Im Moment des Stillstands Luft holen, die uns weiter trägt, als wir für möglich halten.
Dann kann ich alles geben ohne Nichts zu sein. Dafür müssen wir uns fordern dürfen, dafür müssen unsere Energien, unsere schöpferische Kraft abgerufen werden. Und wenn wir uns in einem Leben wiederfinden, das uns das nicht bieten kann, dann sollten wir mutig genug sein, ein neues zu suchen.
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