Vor drei Jahren in einem schneereichen Berliner Winter musste ich umziehen. Raus aus Berlin, rein nach NRW. Mit der Bahn und der Post, die all das für mich in einem Paket befördern sollte, was nicht mehr in meine Tasche passte. Nun stand ich vor der Herausforderung dieses 20 kg schwere Paket zur 10 Minuten entfernten Post zu bringen. Schneegestöber vor der Tür. Ein anonymes Mehrfamilienhaus. Und ich. In der Eingangshalle stand ein Schlitten. Ich sah nur eine Lösung und hoffte inständig, dass sein Besitzer ihn für 30 Minuten entbehren kann. Also Paket auf den Schlitten und damit aus dem Haus zur Post. Ich fühlte mich wie eine Verbrecherin, jederzeit von entrüsteten Kinderaugen dabei ertappt, die mich anklagend fragen: „Was machst du denn da mit MEINEM Schlitten?“
Bei der Post angekommen gab ich mein Paket auf, kostete die Erleichterung aus, dass damit 20 kg meines Umzugs geschafft wären und eilte zurück. Stellte den Schlitten in den Hausflur und mit ihm mein schlechtes Gewissen, ob ihn jemand vermisst hat. Und dann kam mir ein wundervoller Gedanke: Warum nicht eine gute Geschichte für den Besitzer hinterlassen, welche die Abwesenheit erklärt?
Ich hinterlies eine Nachricht:
Liebe/r Schlittenbesitzer/in,
vielen Dank, dass ich deinen Schlitten ausleihen durfte! Ich musste nämlich dringend eine Ladung Geschenke ausliefern und mein eigener Schlitten ging leider kaputt. Aber dank deinem Schlitten habe ich es noch rechtzeitig geschafft alle Geschenke zu verteilen. Dein Nikolaus
Neben dem Zettel und dem Schlitten deponierte ich ein paar Pfeffernüsse, Tannenzweige und ein paar Orangen. Am nächsten Tag waren sie weg. Und mein schlechtes Gewissen hat einem guten Gewissen Platz gemacht: Nämlich dem, dass irgendwo ein Kind noch einmal fester an den Nikolaus glaubt.
Euch allen einen schönen Nikolausabend. Glauben lohnt sich.
Yeah!