Meine Suche nach der Liebe beginnt mit einem Klick auf „Löschen“. Mein virtuelles Ich verschwindet aus dem Portal und ich entziehe mich fürs Erste allen potentiellen Möglichkeiten.
Jetzt lausche ich in die Leere des Bildschirms hinein. Bereue ich es?, frage ich mich selbst. In mir antwortet nur die Stille. Meine Gedanken verlassen den Rhythmus aus Log in, Mails checken, Mitglieder betrachten – ich sehe in die Flamme der Kerze vor mir auf dem Tisch. Bewundere ihre tanzenden Schatten an der Wand. Meine Gedanken huschen durch meine Erinnerung. Die Tage meiner rastlosen Suche, die verschwommenen Gesichter der vielen Profile, die meine Wege kreuzten. Mit jedem neuen Gesicht eine neue Geschichte, wie ein Buch nur flüchtig aufgeschlagen. Und irgendwann kamen mir die ersten Zeilen einer neuen Begegnung bekannt vor, die Geschichten glichen sich, die neuen Kontakte verloren immer mehr an Reiz. Die Neugierde verblasste nach und nach, ein tiefes Sehnen in mir blieb. Kein Profil und kein Mensch dahinter vermochte es zu stillen – zu flüchtig war der Kontakt. Am Anfang trieb mich der Heißhunger nach Neuem, ich konsumierte atemlos. Innehalten wollte ich nicht, ich wollte jagen und sammeln. Schneller, besser, mehr. Meine Erfahrung wuchs und mit ihr die Leere in mir. Zunächst bemerkte ich es nicht. War wie berauscht von vorübergehender Aufmerksamkeit, Bewunderung und Verehrung. Wie ein emsiges Bienchen sammelte ich die Anerkennung, füllte damit Löcher, die sich schon lange in mich fraßen. Wie Eintagsfliegen starben die neuen Kontakte ab, hinterließen eine brüchige Selbstliebe.
Mit F.’s letztem Anruf knickte ich um; das atemlose Jahr danach, die Liebhaber die es mit sich brachte, richteten mich wieder auf. Aber einem Orkan konnte ich nicht trotzen. Es braucht Zeit, sich einzugestehen, dass man verletzlich ist und sein darf. Diese Zeit hatte ich vorerst nicht, im Netz fand ich Ablenkung, Erbauung, Enttäuschung. Und jetzt der Klick auf „Löschen“. Motiviert durch hoffnungsvolle Stärke. Ich spüre mich und den Boden auf dem ich stehe. Das Leben vibriert in mir.
Meine Gedanken irren orientierungslos umher. Noch ist es ungewohnt sie ins Leere laufen zu lassen. Ihnen die virtuelle Plattform zu entziehen, die Möglichkeiten Hoffnungen an Unbekanntes zu knüpfen, Luftschlösser zu bauen, sich in Profile zu verlieben. Sich zu testen, ob man wieder bereit fürs Leben, für den Sturm ist. Ich sehe ihn am Horizont, wie er sich zusammenbraut. Stelle mich ihm entgegen: Will von ihm erfasst werden, mich mitreißen lassen, mir den Atem rauben lassen, mich von den Füßen reißen lassen und genau darin Halt finden. Ich erwarte den Sturm mit ausgebreiteten Armen. Und mit ihm die Liebe.
so wunderbar:-) Ich folge dir …..bin sehr stolz auf dich!
Ich hätte nicht gedacht, dass du diesen Schritt so schnell wagst. Aber ich finde es toll! Du weißt doch: die Mutigen werden am Ende belohnt. Also sei weiter mutig und zuversichtlich!
Locker und doch tiefsinnig geschrieben-und anrührend ehrlich.
Bleib auf deinem neuen Weg – du hast tiefe Wurzeln, die auch eine Phase der Trockenheit aushalten können – einen Sturm sowieso !